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Hessen: Alleskönner der Luft- und Raumfahrt

Luftfahrt, Luftverkehr, Raumfahrt, Flugsicherung, Dienstleistungen: Hessen ist der Allrounder unter den Bundesländern, wenn es um die Luft- und Raumfahrt geht. Renommierte Großunternehmen wie Lufthansa Technik, Diehl Aviation und Rolls-Royce stehen ebenso für Qualität „Made in Hessen“ wie die vielen Mittelständler unserer Branche. Ein wichtiger Faktor, der Hessen zu einem bedeutenden Luft- und Raumfahrtstandort macht, sind auch die dort ansässigen nationalen und internationalen Institutionen, wie das Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation und der europäische Betreiber von Wettersatelliten EUMETSAT, beide mit Sitz in Darmstadt, oder die Deutsche Flugsicherung (DFS) in Langen.
Frankfurt – zugleich größter Flughafen des Landes und bedeutendster Frachtflughafen Europas – ist für die Exportnation Deutschland das Tor zur Welt.
Volker Bouffier

Volker Bouffier

Hessischer Ministerpräsident

An Hessen führt kein Weg vorbei: im Bereich der Luft- und Raumfahrt ist Hessen einer der zentralen Standorte in Deutschland und in Europa. In dieser Hightech-Branche arbeiten hier Akteure entlang der gesamten Wissens- und Wertschöpfungskette eng und erfolgreich zusammen: Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Industrieunternehmen, mittelständische Firmen, Dienstleister.

 

Die Luft- und Raumfahrtbranche in Hessen zeichnet sich vor allem aus durch ihre große Flexibilität, ihre Innovationskraft und ihr breit gefächertes Portfolio: Triebwerkstechnologie, Flugzeugausstattung, Flugzeuginneneinrichtung, Flugzeugwartung, technische Ausbildung, Flughafenausrüstung, Helikopterbau und -wartung, Segelflugzeugbau, Software- und Engineeringlösungen, IT-Systeme, Robotik, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik, Kommunikations- und Navigationstechnik, Spezialwerkstoffe, hydraulische Systeme, Oberflächentechnik, „downstream-services“, robuste Getriebe für Raumsondern und Satelliten, Vakuumtechnik „made in Hesse“ tragen dazu bei, dass Hessen in dieser strategischen Leitbranche sehr gut aufgestellt ist.

 

Und Hessen ist das Tor zum All: Insbesondere die Region Darmstadt ist mit Einrichtungen wie dem Satellitenkontrollzentrum ESOC der Europäischen Weltraumagentur ESA und mit dem Wetter- und Erdbeobachtungssatellitenbetreiber EUMETSAT eines der wichtigsten Kompetenzzentren der internationalen Raumfahrtforschung und Raumfahrttechnologie. Mit der Deutschen Flugsicherung in Langen, dem Deutschen Wetterdienst in Offenbach oder auch dem Frankfurter Flughafen – zugleich größter deutscher Flughafen und bedeutendster Frachtflughafen Europas – sind weitere führende Akteure in Hessen beheimatet. Insofern sieht sich Hessen in Europa als Allrounder im Bereich der Luft- und Raumfahrt.

 

Die Hessische Landesregierung ist stolz auf die hier beheimateten Akteure in der Luft- und Raumfahrt und unterstützt durch ihre Forschungs- und Wirtschaftsförderung und durch ihre Industrie- und Clusterpolitik konsequent diese innovative und leistungsstarke Branche, damit Hessen auch in Zukunft ein Top-Player auf diesem faszinierenden Feld bleibt.

RAUMFAHRT AUS HESSEN - FÜR DEUTSCHLAND UND EUROPA

Spätestens seit der Rosetta-Mission sind Raumfahrt und Hessen auch im Bewusstsein der Öffentlichkeit eng miteinander verbunden. Vom „European Space Operations Center“ in Darmstadt – dem Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA – wurde die Mission gesteuert, mit der die europäische Raumfahrt 2014 Geschichte geschrieben hat.

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Insbesondere Darmstadt hat sich zu einem der führenden Zentren der europäischen Raumfahrt entwickelt. Dort werden im Centrum für Satellitennavigation Hessen (cesah) Existenzgründungen im Bereich der Raumfahrtanwendungen gefördert. In der Stadt mit dem offiziellen Titel „City of Science“ unterhält auch Telespazio VEGA Deutschland seinen Hauptstandort und leistet mit mehr als 360 hochqualifizierten Mitarbeitern einen entscheidenden Beitrag zur Zukunft der Hightech-Branche Raumfahrt. Das Unternehmen betreibt im Auftrag der zwei wichtigsten Raumfahrtagenturen in Hessen, ESOC und EUMETSAT, Satelliten aller Missionstypen. Darüber hinaus entwickelt Telespazio VEGA missionskritische Bodensysteme zur Steuerung und Planung von Aktivitäten an Bord der Satelliten sowie Simulatoren, die Flugkontrollteams die Vorbereitung auf ihre Missionen nutzen. Das Unternehmen war bisher allein an über 50 ESA-Missionen beteiligt, z.B. Rosetta, LISA Pathfinder und ExoMars – aber auch an großen multinationalen Programmen wie Copernicus und Galileo. Telespazio VEGA verfolgt auch aktiv den Technologietransfer in andere Branchen, um dort einen Mehrwert zu schaffen, zum Beispiel in der Luftfahrt und Verteidigung, aber auch in der Land- und Forstwirtschaft.

Als führender deutscher Anbieter für Spitzentechnologie und Dienstleistungen in der Raumfahrt steht SCISYS Deutschland GmbH in Darmstadt seit mehr als 30 Jahren Kunden und Partnern erfolgreich zur Seite bei der Realisierung von Satelliten, Bodeninfrastrukturen, Kontrollzentren sowie Datendiensten und Raumfahrtanwendungen.

Mit einem Team von erfahrenen Spezialisten unterstützt SCISYS in Darmstadt zahlreiche Raumfahrtprogramme und -missionen. Dabei agiert das Unternehmen sowohl am eigenen Standort, als auch vor Ort bei Kunden wie der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA) und EUMETSAT. Die Dienstleistungen von SCISYS umfassen den gesamten Lebenszyklus von der frühen Konzeptionsphase bis hin zum operationellen Betrieb einer Raumfahrtmission.

European Space Operations Center in Darmstadt

LUFTFAHRTINDUSTRIE „MADE IN HESSEN“

Die Luftfahrtindustrie steht der Raumfahrt in nichts nach. So blickt das hessische Oberursel auf eine über 100-jährige Geschichte im Flugmotorenbau zurück. Mit modernster Fertigungstechnologie werden dort heute Hightech-Komponenten für zahlreiche Rolls-Royce Triebwerksprogramme hergestellt. Oberursel ist im Rolls-Royce Konzern das Kompetenzzentrum für anspruchsvolle Blisktechnologie (Blisk = Blade Integrated Disk) und produziert z.B. Verdichter-Trommeln und Turbinenscheiben. Diese modernen, rotierenden Komponenten werden in zahlreichen Modellen eingesetzt, so auch im Trent XWB – dem effizientesten Großtriebwerk weltweit –, das den Airbus A350 antreibt. Die Verwendung der BLISK-Bauteile trägt dazu bei, dass der Airbus A350 XWB 25 Prozent weniger Treibstoff verbraucht als alle vorhergehenden Flugzeuggenerationen. Am Flughafen Frankfurt/Main hat Rolls-Royce darüber hinaus seit 1998 ein kompetentes Service Team etabliert,  das die Lufthansa und deren Tochterunternehmen beim Betrieb und Wartung der Triebwerke unterstützt. Dieser Service beinhaltet auch die Reparatur und Überholung der Triebwerke bei N3 Engine Overhaul Services in Arnstadt, welches im April 2007 als Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa Technik und Rolls-Royce seinen Betrieb aufgenommen hat.

In Frankfurt am Main unterhält Diehl Aviation den größten ihrer drei Produktions- und Entwicklungsstandorte. Hier entwickeln und produzieren über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter komplexe, sicherheitskritische Avioniksysteme.                                                                                                                                                                                                                                                                      
Dazu zählen etwa Cockpit- und Displaysysteme, die unter anderem an Bord des Airbus A380 und des Airbus A350 XWB eingesetzt werden. Ein weiterer Schwerpunkt des hessischen Standorts sind sicherheitskritische Steuerungssysteme für die Bordtüren und Notrutschen. Zu den neuesten Produktentwicklungen zählen Kabinenmanagementsysteme für Passagierflugzeuge. Das erste System dieser Art von Diehl wird auf den neuen E2-Jets von Embraer eingesetzt. Das Unternehmen ist auch Verbundführer des Forschungsvorhabens iCabin. Hier forscht ein interdisziplinäres Luftfahrt-Konsortium an der Vernetzung der intelligenten Kabine von Morgen.

Die ZF Luftfahrttechnik GmbH (ZF) ist eines der traditionsreichsten Unternehmen der Branche. ZF wurde 1915 gegründet und ist seit der ersten Stunde auf die Luftfahrt ausgerichtet. Luftfahrtpionier ZF macht heute vor allem durch zahlreiche Innovationen im Bereich der Rotorsteuerung von Hubschraubern international auf sich aufmerksam. Am Standort Kassel-Calden arbeiten über 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 20 Auszubildende an Luftfahrt-Spitzentechnologie für Hubschraubergetriebe, Aktuatoren, Rettungswinden, Rotorsteuerungen sowie einer breiten Palette von Prüfständen. Sie tragen mit ihrem Know-how und ihrer Innovationskraft dazu bei, dass Luftfahrzeuge weltweit sicher im Einsatz sind und die ZFL seit vielen Jahren den internationalen Standard im Bereich der Getriebe- und Rotorblattprüfstände setzt.

Röder Präzision – 1922 gegründet – zählt mit seinen drei Standorten am Flugplatz Egelsbach, in Frankfurt sowie in Alsfeld und seinen knapp 300 Mitarbeitern zu den bedeutendsten Instandsetzungsunternehmen der deutschen militärischen und zivilen Luftfahrtindustrie.

Parker Aerospace mit europäischer Firmenzentrale in Wiesbaden, stellt hydraulische Systeme für nahezu alle wichtigen Flugzeug- und Hubschraubermodelle her, vom A380 über den Eurofighter bis hin zu den Bestsellern des Weltmarktführers Airbus Helicopters.

Auch Telespazio VEGA Deutschland ist in der hessischen Luftfahrt aktiv. Experten des Unternehmens entwickelten für die Deutsche Flugsicherung (DFS) in Langen das neue Air Traffic Control (ATC) System und nahmen es Ende 2017 in Betrieb. Telespazio VEGA bietet außerdem eine Lösung zur Erkennung von unerwünschten Kleindrohnen an, die eine zunehmende Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellen, zum Beispiel auf Flughäfen. Für Kunden aus dem Verteidigungsbereich entwickelt das Unternehmen komplexe Hubschraubersimulatoren, sei dies für Ausbildung von Piloten oder von Wartungstechnikern, unter anderem für die deutsche Luftwaffe.

Hoffmann Alloys GmbH & Co. KG mit Sitz in Eppstein und Niedernhausen ist seit über 40 Jahren auf Sonderwerkstoffe und Schweißzusatzwerkstoffe für die Luft- und Raumfahrtindustrie spezialisiert.

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Dr. Wolfgang Schoder, Dr. Holger Cartsburg

WARTUNG UND ÜBERHOLUNG IN HESSEN

Auf der Basis am Flughafen Frankfurt ist rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr Betrieb: Frankfurt ist der zentrale Wartungsstandort von Lufthansa Technik. In drei Schichten werden hier die Flugzeuge  von Lufthansa und mehr als 100 weiteren Kunden aus der ganzen Welt gewartet. Lufthansa Technik ist in der Lage; alle gängigen Flugzeugmuster und alle Teile des Flugzeugs  vom Fahrwerk bis zu den Triebwerken und von der Kabine bis zum Cockpit zu versorgen.
Insgesamt rund 4.000 Mitarbeiter; davon 200 Ingenieure verschiedener Fachrichtungen, sorgen in Frankfurt für einen reibungslosen Ablauf der technischen Betreuung.
Im September 2017 wurde außerdem eine neue Werkstatt für die Reparatur von Rädern und Bremsen in Frankfurt-Ost eröffnet. In knapp zweijähriger Bauzeit wurden knapp 60 Millionen Euro in eine modernsten Ansprüchen und Industrie 4.0 Prinzipien genügende Industrieanlage mit aktuell rund 200 Arbeitsplätzen investiert. Wegen ihrer Bedeutung für die Sicherheit des Flugbetriebs treibt  Lufthansa Technik einen hohen Aufwand und übernimmt vom Räder- und Bremsenwechsel, über Reparaturen bis hin zur kompletten Überholung eines Rades und einer Bremse sämtlich notwendigen Arbeiten.

Hubschrauber spielen bei den Einsätzen von Polizei, Bundeswehr und Rettungskräften eine wesentliche Rolle. Airbus Helicopters in Kassel, dem bedeutendsten Hubschrauberstandort Hessens, bietet im Verbund mit den Standorten Donauwörth und Augsburg maßgeschneiderte Service- und Unterstützungskonzepte. Heute wird in Nordhessen ein Großteil der H135-Hubschrauberfamilie der Bundespolizei gewartet, und sämtliche großen Hubschrauber vom Typ Super Puma – im Einsatz für das Kanzleramt – wurden in Kassel generalüberholt.

EIN JAHRHUNDERT FORSCHUNG UND INNOVATION

Hessen ist ein historischer Luftfahrtstandort, der auf ein Jahrhundert Spitzenforschung zurückblickt. Bereits 1913 wurde an der Technischen Universität Darmstadt erstmals eine Professur alleine der Luftfahrt gewidmet. Heute kooperieren führende Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie mit den Hochschulen des Landes. So hat sich das gemeinsame Forschungszentrum von TU Darmstadt und Rolls-Royce zum Ziel gesetzt, durch die Entwicklung neuer Technologien den Brennstoffeinsatz und Schadstoffausstoß in Triebwerken maßgeblich zu reduzieren. In dem 2006 unter dem Titel „Combustor and Turbine Aerothermal Interaction (CTI)” gegründeten Zentrum forschen fünf Professoren, über 30 Wissenschaftler und rund 40 Bachelor- und Masterstudenten daran, Flugzeugtriebwerke wesentlich ressourcenschonender und umweltverträglicher zu gestalten. Dazu werden gegenwärtige Verbrennungskonzepte grundlegend überarbeitet.

Dr. Bussmann

Auch Lufthansa Technik arbeitet in vielen Forschungsprojekten daran; Wartungsaufwendungen zu minimieren und den Flugbetrieb zu verbessern. So trägt die in Frankfurt entwickelte Triebwerkswäsche „Cyclean“ dazu bei, dass durch die Entfernung von Rückständen im Triebwerk der Kerosinverbrauch gesenkt und die Emissionen reduziert werden. Aber auch das Programm „Paperless Maintenance“ optimiert mit durchgehend digitalisierten Informationen den Wartungsablauf und spart riesige Mengen Papier, die in der Vergangenheit zu Dokumentationszwecken verbraucht wurden.  

Die Jeppesen GmbH in Neu-Isenburg wurde 2016 als eines der 100 innovativsten Unternehmen des deutschen Mittelstands ausgezeichnet. Die Tochtergesellschaft von Boeing entwickelt innovative Navigations- und Softwarelösungen für Piloten und Airlines, die einen sicheren und effizienten Flugbetrieb ermöglichen. Am Europa-Standort im hessischen Neu-Isenburg sind rund 450Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Karten für den Sichtflug, Flugplanungssoftware sowie Lehrbücher und Schulungs-CDs für Piloten sind nur einige der aktuellen Aktivitäten des Unternehmens. Darüber hinaus wird in Neu-Isenburg Luftfahrt komplett neu gedacht: Der Standort ist an der globalen Entwicklung von Software-Lösungen beteiligt, welche die hocheffiziente „Digitale Airline“ ermöglichen sollen.

In seinen "Innovation Labs" baut Boeing eine fiktive Fluglinie.

DIE ZUKUNFT LIEGT IN DER LUFT

Hessen verdeutlicht, wie stark die Zukunft des Standorts Deutschland mit der Luft- und Raumfahrt verbunden ist. Dem Wert nach gerechnet verlassen etwa ein Drittel der deutschen Exporte das Land per Luft. Luftfahrt ist Mobilität der Zukunft, und die Raumfahrt macht unser modernes Leben überhaupt erst möglich. An Standorten wie Hessen kommen die besten Köpfe aus aller Welt aus Forschung und Industrie zusammen, um die Zukunft erfolgreich auszugestalten.

Sigmar Keller, Rainer von Borstel