Branchendaten der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie für 2022

Berlin
 Branchendaten der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie für 2022
● Beschäftigtenzahl der Branche erhöht sich um 5.000 auf 105.000
● Beginnende Erholung der zivilen Luftfahrtindustrie nach Corona-Krise
● Raumfahrtindustrie bei Umsatz und Beschäftigung stabil
● Militärische Luftfahrtindustrie: Zeitenwende noch nicht angekommen

Die Luft- und Raumfahrtindustrie in Deutschland hat im zurückliegenden Geschäftsjahr begonnen, sich von der Corona-Krise zu erholen. Die Umsätze im vergangenen Jahr entsprechen mit 39 Mrd. Euro einer deutlichen Steigerung (2021: 31,4 Mrd. Euro). Diese positive Entwicklung geht nur zum Teil auf die gestiegenen Auslieferungen der Airbus-Flugzeugfamilie zurück. Wesentlich war auch der Effekt eines ca. 12 % günstigeren US-Dollar-Wechselkurses. Die Gesamtzahl der direkt Beschäftigten stieg um 5.000 auf 105.000 (2021: 100.000). Dies gab der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) heute in Berlin bekannt.

BDLI-Präsident Dr. Michael Schöllhorn sagte: „Die Luft- und Raumfahrt ist eine der wenigen Industrien, in denen Deutschland und Europa heute weltweit führend und zukunftsfähig sind. Mit technologischen Quantensprüngen wie dem geplanten klimaneutralen Flugzeug ZEROe und dem zukünftigen europäischen Luftkampfsystem FCAS wollen wir diese Innovationsfähigkeit weiter stärken. Dazu zählt auch das Europäische Servicemodul ESM als technologisches Herzstück der Artemis-Mission, die nach vielen Jahren die Menschheit wieder zum Mond bringt, diesmal um zu bleiben. So können wir einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die für unsere Gesellschaft wichtigsten Werte zu bewahren: unsere Demokratie, unsere Freiheit und unseren Wohlstand, in einer sicheren und nachhaltigen Zukunft.“

Zivile Luftfahrt – Deutschland zum Hub des klimaneutralen Fliegens machen

Das größte Branchensegment der zivilen Luftfahrtindustrie hat nach Ende der Corona-Pandemie wieder Auftrieb. Die Produktion sowohl von Mittelstrecken- als auch von Langstreckenflugzeugen steigt – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die bundesweit beheimatete, mittelständisch geprägte Ausrüsterindustrie.

Der Umsatz lag 2022 bei 28 Mrd. Euro (Vorjahr 22 Mrd. Euro). Diese Steigerung ist neben gestiegenen Auslieferungszahlen auch auf den ca. 12 % günstigeren Dollarkurs zurückzuführen. Die Zahl der direkt Beschäftigten lag bei 73.000 (2021: 69.000).  Deutschland und Europa sind beim Klimaschutz und in der zivilen Luftfahrt führend. Nun gilt es, die Entwicklung zum klimaneutralen Flugzeug voranzutreiben und zum globalen Hub des klimaneutralen Fliegens zu werden. Deutschland verfügt mit seinen Schlüsselkompetenzen und als Partner in einem starken Forschungs- und Wissenschaftsnetzwerk über hervorragende Voraussetzungen, die Spitze der dazu erforderlichen Technologien und Innovationen anzuführen. Jetzt gilt es, die Infrastruktur und Produktion von klimaneutralen Kraftstoffen voranzutreiben.

Die politische Unterstützung durch die Bundesregierung leistet unverzichtbaren Auftrieb für diese Entwicklung. Der „Arbeitskreis Klimaneutrale Luftfahrt“ von BMWK und BMDV koordiniert hier zielführend.

Militärische Luftfahrtindustrie – Zeitenwende muss umgesetzt werden

Das Segment der militärischen Luftfahrtindustrie verzeichnete einen leichten Umsatzzuwachs von 8,4 Mrd. Euro (2021: 7 Mrd. Euro) bei ebenfalls leicht erhöhter Beschäftigung um 5 % auf 23.000 (2021: 22.000).

Deutschland und Europa brauchen in der aktuellen politischen Situation mehr denn je eine eigene leistungs- und wettbewerbsfähige militärische Luftfahrindustrie zur Stärkung der Souveränität im Bereich Verteidigung. Dazu ist erforderlich, dass die Zeitenwende jetzt mit konkreten Aufträgen bei den heimischen Unternehmen ankommen. Statt auf Sicht fliegen zu müssen benötigt die deutsche militärische Luftfahrtindustrie eine nachhaltige Industriestrategie in Verbindung mit einer Technologiestrategie, auf Basis derer eine nachhaltige, konsequente Weiterentwicklung der Kompetenzen möglich ist.

Maßstab unternehmerischen Handelns ist dabei die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte. Tragende Pfeiler sind der Ausbau der nationalen Betreuungsfähigkeit und die zügige Umsetzung des Zukunftsprojekts FCAS.

Raumfahrtindustrie – mit Technologie aus Deutschland zum Mond 

Auch die Umsätze in der Raumfahrtindustrie sind mit 2,6 Milliarden Euro (2021: 2,4 Mrd. Euro) leicht gestiegen. Die Zahl der Beschäftigten ist hingegen um 3 % auf 9000 Beschäftigte (2021: 9.300) zurückgegangen. Dies steht insbesondere im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Übergang von der Ariane 5 zur neuen Ariane 6-Trägerrakete.

Von schneller Kommunikation bis Katastrophenschutz: Die Raumfahrt ist heute integraler Bestandteil aller Industrien und Wirtschaftsbereiche und ständiger Begleiter der Menschen im Alltag. Und sie übt eine große Faszination aus, nicht zuletzt bei der erfolgreichen Artemis-I Mission im letzten Jahr, an der Technologie „made in Germany“ maßgeblich beteiligt war. Weitere Artemis-Missionen werden in wenigen Jahren die ersten Europäer zum Mond befördern.

Und: Raumfahrt ist eine zentrale kritische Infrastruktur. Nach der erfolgreichen ESA-Ministerratskonferenz Ende 2022 gilt es nun, die geplante europäische Satellitenkonstellation IRIS² umzusetzen und dauerhaft den autonomen Zugang zum Weltall zu sichern. Deutschland muss ein attraktiver Partner in europäischen und internationalen Programmen bleiben können. Dies erfordert die Erhöhung der Raumfahrt-Budgets im Nationalen Programm für Weltraum und Innovation auf zunächst 500 Mio. Euro p.a., auch um weiterhin technische Programmentwicklungen vor Ort zu ermöglichen. 

Für die Umsetzung dieser strategisch wichtigen Ziele braucht es auch für die Raumfahrt eine zukunftsgerichtete Industriestrategie, für deren Erstellung sich der BDLI stark einsetzt.

Investitionen in Innovationen zahlen sich aus – hohe Exportquote

Die industrieeigenen Ausgaben für Forschung und Entwicklung liegen weiterhin auf hohem Niveau: Sie umfassten ein Volumen von knapp 3 Mrd. Euro; diese Zahl entspricht einem Anteil von 7 % des Branchenumsatzes.

Die Produkte der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie sind in aller Welt nachgefragt. Fast drei Viertel der Wertschöpfung (73 %) gehen in den Export.

 Branchendaten der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie für 2022
Branchendaten der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie für 2022

Cornelia von Ammon

Leiterin politische Lobbyplanung