Luftfahrtzulieferer brauchen schnell unkomplizierte Unterstützung – Ergebnisse der h&z-Studie vorgestellt
Die Corona-Pandemie lähmt die gesamte Luftfahrtbranche. Betroffen ist damit auch die deutsche Luftfahrtzulieferindustrie, wichtiger und unverzichtbarer Technologie- und Innovationstreiber und Arbeitgeber. Wie stark sich COVID-19 auf die Schlüsselindustrie mit ihren über 2.300 Betrieben, 111.500 direkt Beschäftigten und einem Umsatz von 40 Milliarden Euro (2018) auswirkt, zeigen jetzt konkrete Zahlen: Zur Ermittlung der Situation der tief gestaffelten Luftfahrtzulieferer, die in der ganzen Bundesrepublik beheimatet sind, führte die h&z Unternehmensberatung AG in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie e. V. (BDLI) sowie den Landesverbänden und Clustern vom 6. bis 8. April 2020 eine Erhebung „Studie: Auswirkungen der Corona Pandemie auf die deutsche mittelständische Luftfahrtzulieferindustrie“ durch.
Basierend auf mehr als 400 Rückmeldungen ergibt sich, dass die zivile Luftfahrtzulieferindustrie besonders schwer leidet: Bereits jetzt sind knapp zwei Drittel (63 Prozent) der zivilen Zulieferer direkt und unmittelbar von der Pandemie betroffen. Der überwiegende Teil – 89 Prozent – der Betriebe rechnet mit weitreichenden, teils sogar existenzbedrohenden Folgen aus der Corona-Krise. Der Großteil war bis zum Ausbruch der Krise in einer wirtschaftlich stabilen und sogar guten bis sehr guten Situation und partizipierte am Wachstumsmarkt mit Aufträgen von allen Flugzeugherstellern weltweit. Die Unternehmen hatten in den erwarteten, weiteren Hochlauf der zivilen Flugzeugprogramme investiert und ihre Kapazitäten deutlich erweitert. Die Finanzierungen für diese Investitionen läuft weiter. Dies führt zu enormen Verwerfungen zwischen Einnahmen und zu leistenden Ausgaben.
Durch die neue Situation haben auch finanziell gesunde Unternehmen Liquiditätsengpässe und brauchen Hilfe. In Zahlen: Waren vor COVID-19 noch 89 Prozent der Betriebe finanziell gesund oder sehr gesund, erwarten nun 68 Prozent der Unternehmen Liquiditätsengpässe. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (44 Prozent) setzt bereits heute auf vorhandene Möglichkeiten, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wie Darlehensprogramme der Hausbanken, Landesbanken sowie der KfW.
Ein Fünftel der Betriebe (21 Prozent) geht von der Notwendigkeit von Schutzschirmverfahren oder kompletter Haftungsfreistellung aus. Zusätzlich hat sich das Verhältnis der Hausbanken zu den Unternehmen seit Krisenbeginn verschlechtert und ist seither von stetig zunehmender Zurückhaltung geprägt. Ein Drittel (33 Prozent) der Zulieferer hält neben der Absicherung der Fremdkapitalseite zudem weitere Maßnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals für erforderlich, z.B. 100-Prozent-Bürgschaften, einen spezifischen Mittelstands-Corona-Fonds oder einen sehr langfristigen Luftfahrt-Fonds.
Insgesamt bleiben die Erwartungen der Luftfahrtindustrie für die kommenden beiden Jahre ausgesprochen negativ: Die zivilen Zulieferer gehen davon aus, frühestens ab 2023 wieder das Niveau von 2019 zu erreichen. Bis ca. 2023/2024 rechnen zwei Drittel der Unternehmen zudem mit einem deutlich erhöhten Preisdruck und einer damit einhergehenden weiteren Schwächung ihrer finanziellen Basis aufgrund der in der zivilen Produktion zu erwartenden mittelfristigen Überkapazitäten.
Fazit: Die Erhebung insgesamt zeigt deutlich den Bedarf einer schnellen und unkomplizierten Unterstützung der Luftfahrtzulieferindustrie in dieser einmaligen Krisensituation auf. Das bisherige Maßnahmenpaket der Bundesregierung ist begrüßenswert, bedarf aber angesichts der zu erwartenden Tiefe und Dauer der Krise weiterer spezifischer Schritte für die Luftfahrtindustrie mit dem Ziel, die Erfolgsgeschichte dieser systemrelevanten Schlüsselindustrie mittel- und langfristig fortschreiben zu können.
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Michael Santo | Managing Partner h&z Unternehmensberatung AG
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