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Niedersachsen: Flugzeugbau leicht gemacht

In wesentlichen Flugzeugprogrammen steckt Spitzentechnologie „Made in Niedersachsen“. Das norddeutsche Bundesland gehört zu den wichtigsten Produktions- und Forschungsstandorten der Luft- und Raumfahrt und ist mit seinen 30.000 Beschäftigten drittgrößter Luftfahrtstandort Deutschlands. Airbus stellt hier Seitenleitwerke und Rumpfsektionen für sämtliche Passagierflugzeuge her, und nahezu die gesamte Zulieferkette der Luftfahrtindustrie ist vertreten. Das Land blickt optimistisch in die Zukunft: Niedersachsen hat sich zu einem internationalen Kompetenzzentrum für zentrale Zukunftstechnologien entwickelt. Dies gilt insbesondere für den besonders leichten und festen Werkstoff CFK sowie für den 3D-Druck, mit dem sich im Flugzeugbau ebenfalls Gewicht einsparen lässt.

Unverzichtbarer Bestandteil der globalen Flugzeugfertigung

Zitate Niedersachsen

Alle 1,5 Sekunden startet oder landet weltweit ein Airbus-Flugzeug. Das Werk Stade, eines der modernsten im zivilen Flugzeugbau weltweit, ist immer dabei. Denn hier werden die Seitenleitwerke für alle Airbus-Baureihen gefertigt – vom 22 m2 großen Bauteil für die A320-Familie bis zum 14 Meter hohen, 120 m² großen Seitenleitwerk für den doppelstöckigen Airbus A380.

Mit seinen rund 1800 Mitarbeitern hat sich der Standort Stade in den vergangenen 30 Jahren zu einem der weltweit führenden Kompetenzzentren von leichten Kohlenstofffaser-Verbundwerkstoffen (CFK) entwickelt. Für das modernste Langstreckenflugzeug der Welt, die A350 XWB, produziert der Standort neben den Seitenleitwerken und Rumpfschalen auch die oberen Flügelschalen. Mit 32 Metern Länge gehören sie zu den weltweit größten integralen CFK-Bauteilen. Der hohe CFK-Anteil trägt wesentlich dazu bei, dass die A350 XWB ein Viertel weniger Treibstoff verbraucht als herkömmliche Modelle. Für das Militärtransportflugzeug A400M werden am Standort Stade die Seitenleitwerke sowie die oberen und unteren Flügelschalen hergestellt, während für den Eurofighter die CFK-Rumpfschale produziert wird. Wesentlicher Lieferant ist die Hexcel Composites GmbH, welche Verbundwerkstoffe für die bei Airbus in Stade gefertigten Landeklappen der A320 Familie und des A380, für die Seitenleitwerkwerke der A320 und A330, für die A400M Tragflügel sowie für die A350 Primärbauteile (Rumpf, Tragflächen), herstellt.

Airbus in Stade

Buxtehude ist der zweite bedeutende Standort von Airbus im norddeutschen Bundesland. Dort ist das Zentrum für Kabinenelektronik beheimatet, an dem Kommunikationstechnik und Regelsysteme entwickelt werden. Dies umfasst Geräte für die Steuerung von Licht und Temperatur sowie Systeme für Komfort und Stromversorgung an den Passagierplätzen. Rund 340 Mitarbeiter und 20 Auszubildende sind in Buxtehude beschäftigt.

CFK Valley: gemeinsam forschen

CFK Valley

Gegenüber vom Airbus-Werk gibt es am Standort Stade eine weltweit einzigartige Technologiepartnerschaft für die Entwicklung und Verarbeitung von Kohlenstofffaser-Verbundwerkstoffen. Im Kompetenznetzwerk „CFK Valley“ arbeiten rund 120 regionale, nationale und internationale Mitglieder am Flugzeugbau der Zukunft. Sie decken mit ihrem Know-how sämtliche Fachbereiche ab: von der Ausbildung über Forschung und Entwicklung, Fertigung, Betrieb, Wartung, Umwelt und Sicherheit bis hin zum Recycling. Im Forschungszentrum CFK-Nord arbeiten Forscher aus Industrie, Fraunhofer Gesellschaft und Deutschem Zentrum für Luft- und Raumfahrt an neuen Verfahren und Produkten aus dem „schwarzen Gold“. Airbus forscht hier bereits an neuartigen Materialverbindungen und Legetechniken – Grundlagen für den „Flügel der Zukunft“.

Internationale Voreiterrolle beim 3D-Druck

An den Standorten Nordenham und Varel beschäftigt Premium AEROTEC, Europas größter Zulieferer für Flugzeugstrukturen, mehr als 4.500 Mitarbeiter. Kerngeschäft ist die Entwicklung und Fertigung großflächiger Flugzeugstrukturen aus Aluminium, Titan und CFK. Wichtigstes Geschäftsfeld ist die zivile Luftfahrt: Das Unternehmen ist an allen zivilen Airbus-Programmen sowie an den militärischen Programmen Eurofighter „Typhoon“ und A400M beteiligt. Dabei wird der Begriff Zulieferer dem Hightech-Anspruch der Airbus-Tochter kaum gerecht: In Varel schrieb Premium AEROTEC im Jahr 2016 mit dem ersten 3D-gedruckten Serienbauteil aus Titan für die A400M Luftfahrtgeschichte. Auf diese Weise lassen sich Gewicht, Zeit und Kosten sparen. Im Technologiezentrum Varel wird Premium AEROTEC die Weiterentwicklung dieser Technologie mit Blick auf Materialvielfalt und durchgängige Automatisierung intensiv vorantreiben.

Ein weiterer Höhepunkt des vergangenen Jahres war die Inbetriebnahme einer neuen, hochmodernen Montagelinie für die Schalenmontage der A320-Familie am Standort Nordenham. Mit jährlich rund 5.000 hergestellten Schalen ist Nordenham in Europa führend. Anfang 2017 wurde der Standort durch die Verlegung eines Entwicklungsteams von rund 50 Ingenieuren weiter gestärkt. Denn eine der spannendsten Fragen im Flugzeugbau ist derzeit, aus welchem Material die nächste Flugzeuggeneration besteht. In Nordenham arbeitet Premium AEROTEC derzeit mit weiteren Partnern an der Automatisierung von glasfaserverstärktem Aluminium (Faser-Metall-Laminate, FML).

Wachstumsmarkt Instandhaltung

MTU Maintenance

So wichtig die Flugzeugproduktion auch ist, sie ist nur ein Teil der Wertschöpfungskette Luftfahrt. Ein rasch an Bedeutung gewinnender Wachstumsmarkt ist der Bereich Instandhaltung. Auch hier gehört Niedersachsen international zu den Top-Adressen: Am Flughafen Hannover befindet sich seit knapp vierzig Jahren das Herzstück des MTU Maintenance-Netzwerks mit über 1750 Mitarbeitern.

Die MTU Maintenance ist ein Tochterunternehmen des führenden Triebwerksherstellers MTU Aero Engines. Der Standort Hannover ist Sitz des Unternehmens und für die Instandhaltung mittlerer und großer ziviler Triebwerke sowie für die Entwicklung und Durchführung von Hightech-Reparaturen verantwortlich. In der niedersächsischen Hauptstadt liefern Fluggesellschaften pro Jahr etwa 600 Triebwerke zur Instandsetzung an.

Mit über 30 verschiedenen Triebwerkstypen ist das Portfolio der MTU Maintenance eines der größten weltweit. Kürzlich wurde am Standort Hannover das Getriebefan-Triebwerk als neues Programm eingeführt. Die bahnbrechende „Flüsterdüse“, von der MTU mitentwickelt und -produziert, kommt im neuen Bestseller Airbus A320neo zum Einsatz.

Industrie und Forschungsinstitute arbeiten Hand in Hand

Niedersachsen ist einer der Hot-Spots der internationalen Luftfahrtforschung. An kaum einem Standort sind vergleichbare Kompetenzen und Infrastrukturen für die Luftfahrtforschung verfügbar. Mit den Standorten Braunschweig, Göttingen, Trauen, Oldenburg und Stade ist Niedersachsen seit vielen Jahren eines der wichtigsten Sitzländer des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Die zahlreichen Institute aus allen Bereichen der Luftfahrt haben bereits viele Innovationen mit globaler Tragweite hervorgebracht. Der DLR-Standort Göttingen beispielsweise gilt als die Wiege der modernen Aerodynamik. Hier wurde 1907 die weltweit erste staatliche Luftfahrtforschungseinrichtung gegründet.

Weitere namhafte Institutionen der Fraunhofer-Gesellschaft, Max-Planck-Gesellschaft und nicht zuletzt die acht niedersächsischen Hochschulen und Universitäten arbeiten an der Luftfahrt von morgen. Mit seinen insgesamt 52 Forschungsinstituten in der Luft- und Raumfahrt gehört Niedersachsen somit zu den globalen Spitzenstandorten der Luftfahrtforschung.

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Startbahn in die Zukunft

Eine herausragende Stellung nimmt auch der Forschungsflughafen Braunschweig ein, der sich zu Europas führendem Kompetenzzentrum für Mobilitätsfragen entwickelt. Die Besonderheit ist die international einmalige Infrastruktur mit Flughafen, Forschungsflugzeugen, Windkanälen, Simulatoren und Prüfständen. Hinzu kommen das Luftfahrt-Bundesamt und die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung. Zum Netzwerk gehören außerdem rund 40 klein- und mittelständische Unternehmen.

Das Leistungsspektrum reicht von der Grundlagenforschung bis zu anwendungsnahen Technologieentwicklungen und -erprobungen. Der Forschungsflughafen sichert unmittelbar 2.700 hochqualifizierte Arbeitsplätze direkt vor Ort und mehr als 4.000 in der Umgebung. In den Jahren 2004 bis 2016 hat sich die Zahl der Beschäftigten am Forschungsflughafen von rund 1.600 auf rund 2.700 Beschäftigte erhöht, und die Erfolgsstory setzt sich fort.

Am Forschungsflughafen befinden sich einige Weltmarktführer, wie die Aerodata AG im Bereich der Flight Inspection Systeme. Mit ihren mehr als 130 erfahrenen Spezialisten beherrscht Aerodata die gesamte Prozesskette – von der Entwicklung innovativer Lösungen über die Fertigung der Systeme bis hin zu Schulungen und Kundendienst. Mit dem OctoPod (montiert am unteren Flugzeugrumpf) bietet das Unternehmen zudem ein innovatives All-in-One-Sensorpaket zur Überwachung von z.B. Ölverschmutzungen auf der Meeresoberfläche an.

Ökosystem von Weltrang

Im Umfeld der Produktionsstandorte der Luftfahrtindustrie hat sich ein weitreichendes Ökosystem für Fertigungssysteme, Bauteile und Werkzeuge aller Art in der zumeist mittelständischen Zulieferindustrie in Niedersachsen etabliert. Zahlreiche Dienstleister und Unternehmen der gesamten Wertschöpfungskette vervollständigen die Kompetenzen am Standort.

Mit der Produktion der acht mal acht Meter großen Rumpfschalen für die neue BelugaXL schreibt der Zulieferer Deharde Maschinenbau aus Varel eine der niedersächsischen Erfolgsgeschichten im Strukturbau. Die Beluga ist das unverzichtbare Airbus-Transportflugzeug, das eine effiziente, europäische Flugzeugproduktion erst möglich macht. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 370 Mitarbeiter und ist zu einem bedeutenden Lieferanten für Luftfahrtbaugruppen aufgestiegen.

AutoGyro ist Weltmarktführer für Tragschrauber. Die sogenannten Gyrocopter werden von 130 hochqualifizierten Fachkräften und Ingenieuren in Hildesheim entwickelt und produziert. Wöchentlich verlassen bis zu sieben Tragschrauber das Werk und gehen an qualitätsbewusste Kunden weltweit, häufig in den USA, China, Australien und Brasilien. Im April 2017 hat das Unternehmen sein neuestes Modell, den MTOsport 2017 vorgestellt.

Ein weiterer Spezialist ist die Edgar Hausmann GmbH in Hann. Münden. Seit 1979 liefert das Unternehmen Werkzeuge zur Blechbearbeitung in die Luft- und Raumfahrt. Zum Kundenkreis zählen Hersteller, Airlines sowie Reparatur- und Wartungsbetriebe weltweit. Gleichermaßen gehört die Firma Schülpke im ostfriesischen gehört zu den führenden Anbietern von Stanz- und Schneidewerkzeugen. Durch weit mehr als 20 Jahre Know-how erfüllt das Unternehmen höchste Qualitätsstandards.

TÜV NORD CERT GmbH bewertet und bescheinigt bei der Zertifizierung weltweit die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben und freiwilliger Standards. Mit einem Mitarbeiterpool von mehr als 1.200 erfahrenen Experten garantiert die TÜV NORD CERT dabei höchste Kompetenz für Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität. Im Bereich Luft- und Raumfahrt auditiert und zertifiziert TÜV NORD CERT Unternehmen auf Basis nationaler und internationaler Normen.

Niedersachsen Aviation: Eine starke Community

Zusammengehalten wird das Netzwerk der Luft- und Raumfahrtindustrie in Niedersachsen von Niedersachsen Aviation. Im Auftrag des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums arbeitet sie gemeinsam mit den Unternehmen daran, dass Niedersachsen auch zukünftig bei Forschung und Produktion einer der führenden Luft- und Raumfahrtstandorte in Europa bleibt, der die gesamte Wertschöpfungskette von Planung über Bau und Betrieb von Flugzeugen bis hin zum Recycling an einem Standort vereint. Erhalt und Schaffung von hochqualifizierten Arbeitsplätzen gehen damit einher.

Um dieses Ziel zu erreichen, vernetzt Niedersachsen Aviation die gesamte Wertschöpfungskette – Unternehmen aus der Luftfahrtindustrie, der General Aviation und branchenübergreifende Kompetenzträger im Leichtbau – mit Forschungseinrichtungen, der Politik und Verwaltung. Unterstützungsangebote bei der Suche nach Kooperationspartnern, der Projektentwicklung sowie Finanzierungs- und Standortberatung runden das Angebotsspektrum von Niedersachsen Aviation ab. Gemeinsam mit den Partnern von Bund und Ländern, den Verbänden und Initiativen und dem BDLI sorgt Niedersachsen Aviation dafür, dass es auch zukünftig heißt: Niedersachsen - Flugzeugbau Leicht gemacht!